Gibt es eine Buchpreisbindung auch bei eBooks?

Greift die Buchpreisbindung auch bei eBooks und besonders bei Self-Publishern? Einige Gedanken zu diesem unschlüssigen Thema und eine mögliche Lösung.

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Buchpreisbindung bei eBooks

Es gibt ein Gesetz zur Buchpreisbindung. Alle Bücher, die in Deutschland veröffentlicht werden, unterliegen diesem Gesetz. Es bestimmt, dass die Werke überall den gleichen Preis haben, egal, wo sie angeboten werden. Das Gesetz soll dem Schutz des Kulturgutes Buch dienen.

Jetzt fragt man sich als eBook-Autor zurecht, wie es eigentlich mit eBooks ist. Sind auch eBooks an das Gesetz gebunden?

Die Buchpreisbindung bei eBooks ist eine Grauzone

Die Buchpreisbindung bei eBooks ist eine Grauzone, da der Text des Buchpreisbindungs-Gesetzes nur sehr schwammig formuliert ist und mehrdeutig interpretiert werden kann. Es ist vor allem nicht eindeutig, welche Gruppe von Autoren darunter fällt.

Seit September 2016 soll ein neuer, überarbeiteter Gesetzestext mehr Klarheit in dieser Hinsicht schaffen. Darin sollen vor allem Self-Publisher begünstigt werden, wie der folgende Ausschnitt aus dem Paragraf 2, Absatz 1, Punkt 3 zum Gesetz der Preisbindung andeuten lässt:

Produkte, die Bücher, Musiknoten oder kartographische Produkte reproduzieren oder substituieren, wie zum Beispiel zum dauerhaften Zugriff angebotene elektronische Bücher, und bei Würdigung der Gesamtumstände als überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch anzusehen sind …

Wie es scheint, soll das Gesetz vor allem Werke betreffen, die als „überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch“ anzusehen sind. Jetzt fragt man sich, ob eBooks von Self-Publishern ebenfalls in diese Kategorie fallen, da sie eher verlagsuntypisch und buchhandelsuntypisch sind.

Man könnte aus dem Text zum Buchpreisbindungs-Gesetz interpretieren, dass eBooks nicht für eine Buchpreisbindung geeignet sind, weil sie weder bei einem Verlag erscheinen noch in Buchhandlungen erhältlich sind.

Warum eBooks mit dem Buchpreisbindungs-Gesetz in Konflikt geraten

Es ist heute sehr einfach, ein eBook als Self-Publisher zu veröffentlichen. Nach der Fertigstellung händigt man das Werk an darauf spezialisierte Plattformen aus und kann sich zurücklehnen, während die Anbieter die Vermarktung des eBooks übernehmen.

Leider hat man nicht immer die volle Kontrolle über den Preis. Die Plattformen können den Preis jederzeit anpassen, vor allem, wenn sie die volle Kontrolle über das eBook und deren Vermarktung besitzen.

So passiert es sehr häufig, dass der Preis bei einer Plattform sich vom Preis einer anderen Verkaufsplattform unterscheidet. Auch bei Aktionen kann der Preis bei einer einzelnen Plattform sich verändern. Das ist ungünstig, wenn es ein Buchpreisbindung-Gesetz gibt.

Auch wenn die Buchpreisbindung bei eBooks Anwendung finden sollte, gibt es trotzdem mehrere Möglichkeiten, wie man auch mit einem eBook konform damit ist und vor allem bleibt, schauen wir uns dazu einige Möglichkeiten an.

Eine exklusive eBook-Veröffentlichung als die universelle Problemlösung?

Meistens werden eBooks auf einer Plattform veröffentlicht, die alles rund um die Veröffentlichung und den Verkauf für den Autor übernimmt. Ein weiterer Vorteil und Nachteil zugleich sind oft die Regelungen zur exklusiven eBook-Veröffentlichung.

In der Praxis versuchen die großen eBook-Anbieter die Werke der Autoren an ihre Plattform zu binden, so macht es auch Amazon mit den Kindle-eBooks, die in das „Select Programm“ aufgenommen werden. Das eBook darf nach der Aufnahme im Programm nur exklusiv bei Amazon verkauft werden.

Amazon KDP
Amazon KDP

Ähnlich sieht es bei anderen Plattformen für eBooks aus.

Das hat den Nachteil, dass man sein eBook nur auf der jeweiligen Plattform verkaufen darf, was selbstverständlich die Leserbasis schmälert, hat jedoch den Vorteil, dass man sich um die Buchpreisbindung keine Sorgen machen muss, weil das eBook nur auf einer einzigen Plattform angeboten wird.

Der Buchpreisbindung kann man also ganz einfach entsprechen, indem man sich eine einzige Plattform für die Veröffentlichung seines eBooks aussucht. Man nimmt einfach den größten Anbieter mit der größten Reichweite und publiziert sein eBook nur dort.

Die eBooks auf einer eigenen Verkaufsseite anbieten?

Ich gehe sogar einen Schritt weiter und verkaufe meine eBooks auf einer eigenen Website. Dabei erstelle ich eine Verkaufsseite für das eBook, integriere in die Seite einen Zahlungsanbieter, um Kundenzahlungen zu akzeptieren und richte eine automatische Auslieferung für das eBook ein.

Auch das ist ein sicherer Weg, um keine Probleme mit dem Buchpreisbindungs-Gesetz zu bekommen, schließlich veröffentlicht man das eBook nur auf einer einzigen Plattform und muss sich keine Sorgen machen, dass der Preis bei verschiedenen Anbietern schwankt.

Der Nachteil ist, dass man alles selbst einrichten muss. Es muss nicht nur eine kleine Verkaufsseite erstellt werden, die das eBook verkaufen kann, sondern muss auch die Zahlungsmöglichkeiten einbinden, damit ein Interessent kaufen kann.

Was man beim eBook-Verkauf beachten sollte

Solange es keine Klarheit für eBook-Autoren in Hinsicht auf die Buchpreisbindung gibt und man sein eBook auf mehreren Plattformen zum Verkauf anbietet, sollte man folgendes beachten:

Beachtet man diese Punkte, ist man auf der sicheren Seite und es sollte nicht zu Konflikten mit der Buchpreisbindung führen.

Fazit

Wie bei vielen anderen Gesetzen, ist es auch beim Gesetz zur Buchpreisbindung nicht eindeutig, für wen es bestimmt ist – vor allem in dem Fall, wenn man seine eBooks auf Verkaufsplattformen veröffentlicht, die weder als Verlag noch als für den Buchhandel tätig anzusehen sind.

Man sollte jedoch nicht mit dem Feuer spielen und sein eBook auf verschiedenen Plattformen immer zu einem gleichen Preis anbieten. Immer, wenn sich der Preis irgendwo ändert, muss man ihn bei allen Plattformen sofort angleichen.

Problematisch wird die Preisbindung, wenn ein Anbieter plötzlich ein Angebot für ein eBook startet und sich der Preis dadurch beim jeweiligen Anbieter automatisch verändert. Bei allen anderen Anbietern wird das eBook jedoch zum regulären Preis angeboten.

Damit haben eBook-Autoren am häufigsten Probleme mit dem Buchpreisbindungs-Gesetz.

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Über Vitali Lutz

Vitali Lutz schreibt gerne nützliche Sachtexte und ist unter anderem ein eBook-Autor mit über 10 Jahren Erfahrung im eBook-Business. Auf dieser Website teilt er sein Wissen mit anderen eBook-Autoren und Self-Publishern.